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Schritt 8

Der verhexte Ring

 

Vor langer Zeit wollte eine Frau aus Sonogno nach Locarno gehen, um auf dem Markt einzukaufen. Sie nahm ihren Esel und machte sich auf den Weg, die schmale Strasse entlang, die das Tal hinunterführte.

Sie hatte ihre Kinder alleine gelassen und konnte daher nicht zu spät nach Hause kommen. Als sie Ciosett erreichte, hielt sie an, um den Esel ausruhen zu lassen und einen Happen zu essen. Da kam ihr eine Frau entgegen. Die beiden unterhielten sich ein wenig und die neue Bekannte streichelte den Esel, bevor sie weiterging.

Als die Frau mit dem Essen fertig war, wollte sie weitergehen, doch der Esel rührte sich nicht vom Fleck. Sie versuchte auf jede Weise, das Tier in Bewegung zu bringen, nannte es beim Namen,

streichelte es, schlug es mit einem Stock, schob und zog es, doch ohne Erfolg. Schon wurde es Abend. Sie dachte an ihre Kinder, die alleine zu Hause waren, und begann verzweifelt zu weinen. Plötzlich stand die Frau, die ihr am Morgen begegnet war, wieder neben ihr. «Was machst du noch hier?», fragte sie. Die Besitzerin des Esels erzählte ihr alles, und die andere antwortete: «Der Esel gehorcht dir nur dann, wenn du ihn mit der Hand streichelst, an der du den Ring trägst».

Sie streichelte also den Esel und der trabte vollkommen glücklich auf Sonogno zu. Da begriff sie, dass die Frau, die sie unterwegs getroffen hatte, eine Hexe war.

Sage aus Brione Verzasca
Materiali raccolti da scolari di Linda Vosti-Poncini. Documentazione inedita, Museo di Val Verzasca. Text an Sagenweg angepasst.

 
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Schritt 8

Jagd auf Grillen

Vor langer Zeit wurde das Dorf Ditto von Grillen heimgesucht. Es waren so viele, dass sie das Heu schwer beschädigten. Die Dorfbewohner wurden immer aufgebrachter. Bürgermeister Martino versprach ihnen, einen Weg zu finden, um sie von dieser Plage zu befreien.

Gegen Mittag an einem schönen Tage sammelten sich die Grillen mitten in den Wiesen von Ditto. Da sagte der Bürgermeister Martino zu den Einwohnern: „Jetzt werde ich die Grillen vertreiben, die euer Heu fressen“.

Ein Bauer, der sich einschmeicken den Bürgermeister wollte, sagte: „Entschuldigen Sie, Herr Bürgermeister, Sie haben einen schweren Schritt und werden dem Gras auf unseren Wiesen noch mehr Schaden zufügen. Es ist besser, wenn vier Männer sie auf einer Sänfte tragen“.

Dem Bürgermeister gefiel die Idee. Er stieg auf die Sänfte und vier junge Männer hoben ihn hoch und trugen ihn auf die Wiesen. Sie kamen zu einem sehr steilen Abhang. Plötzlich sprang eine riesige Grille, vielleicht die Chefin aller Grillen, einem Träger auf die Schultern. Der schrie: „Schlag hier zu, Martino! Die Grille ist hier!“ Und während Martino sich umdrehte, um die Grille zu treffen, verlor der junge Mann das Gleichgewicht. Und er, seine Gefährten, die Sänfte mitsamt dem Bürgermeister purzelten ins Gras. Sie rollten bis an den Rand der Wiese. Das Gras und... ihre Köpfe wurden schwer beschädigt.

 

Sage aus Ditto
Quaderni di Rosina Genardini, 1930, documentazione inedita, Museo di Val Verzasca. Text an Sagenweg angepasst. Irene Briner (Stimme), Andrea Pedrazzini (Aufnahme)

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Die Orte der Legende “Jagd auf Grillen”

ort: Cugnasco, Ditto

 
 

Schritt 8

Prato Maggiore (Permaióo)

 
  1. Beginn des Sagenwegs
  2. Die Crusc von Mergoscia
  3. Case Nuove (Cà Nòv)
  4. Hanfbecken (püzz dal cánof)
  5. Aufforstung (piantagiómm)
  6. Beobachten und horchen
  7. Kappelle del Predéll
  8. Prato maggiore (Permaióo)
 

Im Verzascatal gibt es selten ebene Grundstücke, die darum besonders kostbar sind. Die Landstücke von Prato Maggiore wurden von rund zwanzig Familien bewirtschaftet: sie mähten und bauten Weizen, Hanf und Gemüse an.

Winzige bebaute Grundstücke!

Vor der in den 1960-er Jahren begonnenen Landzusammenlegung besaß jede Familie viele kleine Landstücke, die nicht rational bewirtschaftet werden konnten.

Es gab sehr zahlreiche Familien, sodass die Ländereien und Gebäude durch die Erbaufteilung in kleinste Teile zersplittert waren. Nicht selten gab es Wiesenparzellen von nur 1m2 oder die Ställe waren in 16 oder gar mehr Erbanteile zerstückelt!

Heu auf den Bergkämmen?

Die Bewohner vom Verzascatal lebten vor allem von der Viehwirtschaft, sodass das Heu fürs Überleben des Viehs im Winter sehr wichtig war. Noch bis in die 1940-er Jahre mähte man überall, um das gesamte Territorium bestmöglich zu nutzen. Um auch das kleinste Büschel Gras zu holen, wanderten sie von den Siedlungen in der Ebene zu denen im Tal wie Prato Maggiore, und dann weiter zu den Maiensäßen und bis unter die Bergkämme.

Hier ist der Legendenpfad zu Ende. Der Fuchs begleitet euch zum Start.

Kommt uns bald wieder besuchen!

 
 
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