Schritt 7
Das Oratorium von Fraccia
Vor langer Zeit kam ein Auswanderer zu Fuss aus Rom zurück. Dort hatte er mit seiner Arbeit ein hübsches Sümmchen verdient. Auf halbem Weg wurde er von Räubern überfallen. Sie stahlen ihm alles. Sein Leben konnte er zum Glück retten.
Er entschied sich, nach Rom zurückzukehren und sein Glück erneut zu versuchen. Unterwegs sah er zwei Männer, die etwas in einem Loch neben einer Mauer versteckten. Er wartete, bis sie weg waren. Dann ging er sehr vorsichtig dorthin. Er wollte herausfinden, was die beiden versteckt hatten.
Was für ein Wunder! Der Mann fand nicht nur sein ganzes Geld wieder, das die Räuber ihm gestohlen hatten, sondern noch viel mehr. Jetzt war er reich. Und er beschloss, in sein Dorf Fraccia zurückzukehren.
Unterwegs kamen ihm Zweifel: „Kann ich dieses ganze Geld behalten?“
Um sein Gewissen zu beruhigen, holte er sich Rat bei einem Pfarrer. Dieser antwortete ihm, dass er das gefundene Geld sehr wohl behalten könne. Denn er sei einer grossen Gefahr ausgesetzt gewesen. Aber nur unter einer Bedingung: Er musste der ersten Kirche, die er auf seinem Weg antreffen würde, eine schöne Spende machen.
Glücklich über den Rat, setzte er seine Reise fort. Jedes Mal, wenn er in der Ferne einen Glockenturm sah, schloss er halb die Augen, um die dazugehörige Kirche nicht zu sehen. Auf diese Weise erreichte er glücklich die Brücke von Tenero. Dort nahm er den Weg, der zu seinem Dorf führte.
Zuhause in Fraccia beschloss er, genau bei der Kapelle der wundertätigen Muttergottes, ein Oratorium bauen zu lassen.
Sage aus Contra
Mondada Giuseppe, Tenero-Contra, Locarno, 1988. Text an Sagenweg angepasst.